Interview mit Katharina Zey-Wortmann über die Kulturkapellen

03.02.2022
Interview mit Katharina Zey-Wortmann über die Kulturkapellen

Die Digitale Beschilderung von Kulturkapellen sorgt dafür, dass sich interessierte Besucherinnen und Besucher über Kapellen und Kirchen informieren könne. Wie das genau funktioniert, welche Rolle tuomi dabei einnimmt und wie das ganze in der Friedhofskirche Igel ausschaut, ist hier in unserem Blog-Artikel nachzulesen.

Im Interview schildert die Leiterin der KEB Trier, Katharina Zey-Wortmann, die Zielsetzung, Widrigkeiten und die Umsetzung des Projektes.

Wie entstand die Idee zu einem Kulturkapellennetzwerk im Trierer Land? Was ist Ihre persönliche Motivation?

Das Umland der Stadt Trier ist, trotz einiger Mittelzentren, ein sehr ländlich geprägtes Gebiet mit vielen kleinen Ortschaften an der Mosel, in der Eifel und im Hunsrück. Meine Idee war, eine „Brücke“ zu bauen und Alt und Jung zusammenzubringen: alte Gemäuer zu jungen Gemäuern, aber auch ältere Menschen, die überwiegend in den alten Ortsteilen leben und die jüngeren Menschen aus den Neubaugebieten. Beide Teile bedürfen eines Mittelpunktes.

Mir geht es darum, Ehrenamtliche zu motivieren, ihre Kapelle zu erkunden, kennenzulernen und sie zu befähigen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und diese „Plattform“ auch zu nutzen. Im Hintergrund sind wir in unserer Fachstelle dabei einen Referent*innenpool zu erstellen, zu vermitteln und zu beraten und damit unseren Ehrenamtlichen Recherchearbeit abgenommen wird. Sie können bei uns Anfragen stellen, anrufen und sagen: „Wir möchten eine Veranstaltung im Sommer hier an der Mosel in unserer Kapelle machen. Hätten Sie eine Referent*in oder haben Sie jemanden, der eine Lesung oder Konzert anbieten kann, zu einem Thema das hierher passt?“

Für das Pilotprojekt haben Sie die Kapelle St. Dionysius in Igel ausgewählt. Aus welchem Grund?

  1. Zum einen ist die St. Dionysius-Kapelle in Igel schon sehr alt. Sie wurde erstmals im 7. Jahrhundert urkundlich erwähnt, also ein Ort mit einer langen Tradition. Hier wurde über 1300 Jahre gebetet, geglaubt, gelacht und geweint.
  2. Zudem ist St. Dionysius sehr gut erforscht und dokumentiert. Es steht ein aktiver Förderkreis zu dieser Kapelle, nicht nur was den Bauunterhalt betrifft, er organisiert Veranstaltungen und kümmert sich um die Kapelle als Ganzes.

  3.  Der dritte Aspekt ist der, dass St. Dionysius ganz nah an der Grenze zu Luxemburg steht. Wir möchten grenzüberschreitend arbeiten. Es ist uns wichtig, dass wir zum europäischen Nachbarn die Brücke schlagen.

  4. Als weiteres Kriterium für die Auswahl dieser Kapelle war für mich die gute Organisation des Fördervereins und die koordinierte Zusammenarbeit, um das Projekt so schnell umzusetzen. Denn das Förderprogramm ließ uns wenig Zeit. Eigentlich haben wir die Arbeit von anderthalb Jahren in wenigen Monaten umsetzen müssen. Hier war dieser sehr aktive Förderverein und sein Vorsitzender Dr. Hans-Werner Weisskircher extrem hilfreich, denn sie standen immer zur Verfügung, wenn ein nächster Projektschritt es erforderte. Und wenn es schnell gehen soll, muss man genau solche engagierte Mitwirkende haben.

Was sind die besonderen Herausforderungen bei der Realisierung des Projektes?

Die erste Herausforderung war ein Unternehmen zu finden, das in der Lage ist, ein derartig ambitioniertes Projekt umzusetzen: Die Ausschreibungsmodalitäten erforderten eine öffentliche Ausschreibung an drei Firmen. Gesagt, getan: das erste Unternehmen sagte bereits am Tag nach der Ausschreibung ab, das zweite meldete sich auf wiederholtes Nachhaken gar nicht erst zurück und das dritte war ein Glücksgriff: „TUOMI“. Sehr engmaschig besprachen Frau Dr. Weber-Dellacroce und ich die Vorgehensweise und die digitale Umsetzung. Dabei spielten die Fragen: woher kommt das Material? Was gibt es an Dokumenten? Wer hat die Rechte bei Text und Bild? Wer zeichnet vor Ort verantwortlich? Wie werden die Inhalte strukturiert und dem KEB-Design angepasst? Wie wird der digitale Baukasten aufgebaut und programmiert, ... usw.? Fragen über Fragen und zuletzt: funktioniert die Finanzierung und können wir das Projekt fristgerecht abschließen?

Die Arbeit wurde in Etappen zuverlässig und konzentriert erledigt und uns fehlte es an Zeit, Zeit, Zeit! Der Projektzeitraum war viel zu kurz gefasst, nur mit Durchhaltevermögen und permanenter Abstimmung gelang der Abschluss, sehr zur Freude aller Beteiligten!

Wie ist die Resonanz der Bürger*innen auf das Projekt? Wie können sich Bürger*innen an dem Projekt beteiligen?

Bisher war die Resonanz positiv, weil die Menschen kurze Wege zu ihrer Kulturkapelle haben. Sie haben etwas im Ort, was sie vielleicht gar nicht kennen.

Die Digitalisierung kommt uns hierbei entgegen. Falls die Kapellen nicht geöffnet sind, ist jetzt draußen dieses Täfelchen mit dem NFC-Code und alles Wissenswerte ist dort hinterlegt. Daten, Materialien, Quellen und Fotos, auch die Ansprechpartner*innen vor Ort, die angerufen werden können, weil bei ihnen ein Schlüssel hinterlegt ist. Zudem kann ein aktueller Veranstaltungskalender oder Pfarrbrief eingepflegt werden. Dieses Projekt soll einen Beitrag zur Kulturtransformation von der Vergangenheit in die Gegenwart leisten.

Was ist Ihre Vision für die zukünftige Nutzung der Plattform? Wie lässt sich das Angebot weiterentwickeln? Welchen Bedarf gibt es dabei?

Ich stelle mir vor, dass wir die Kontakte grenzüberschreitend weiter ausbauen. Es gibt vergleichbare Initiativen in den Niederlanden, in Luxemburg und im elsässischen Raum. Wirklich neu, speziell an unserem Projekt ist eben diese Form der QR-Code und NFC basierten Digitalisierung.

Im Vergleich zu Flyern, Prospekten und kleinen Kirchenführern ist unser Modell ressourcenschonend, leicht zu handhaben und barrierefrei.

Bei uns gilt: Handy auflegen und dann erfährt man alles Wissenswerte aus erster Hand!

Das vollständige Interview ist am 3. Februar 2022 auf kirchturmdenken.org erschienen.

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